Es muss um das Jahr 2004 gewesen sein, als ich zum ersten Mal einen Bericht über die damals recht junge Disziplin der Hundephysiotherapie und ihre Wegbereiter in Deutschland, Sabine und Jochen Woßlick sowie Katrin Blümchen, las. Das Thema nahm mich sofort gefangen und fortan ließ mich die Idee, trotz meiner 50 Jahre noch einmal beruflich umzusatteln, nicht mehr los.
Mein bisheriges Leben mit Hunden und die dabei gemachten Erfahrungen trugen das ihre dazu bei, diese Idee in die Tat umzusetzen und 2010 bei Katrin Blümchen am "Deutschen Ausbildungszentrum für Hundephysiotherapie" (1.DAHP) die Ausbildung zum geprüften Hundephysiotherapeuten nach Woßlick-Blümchen® zu absolvieren und in Ludwigsburg zunächst mit einer rein mobilen Praxis zu beginnen.
2012 zogen wir nach Haunersdorf und ein Jahr später konnte ich hier im alten Pfarrhof endlich meine eigene Praxis eröffnen. Von 2014 - 2018 war ich zudem tageweise im Seehotel Moldan in Postmünster, dem Wellnessparadies für Hund und Mensch, tätig und betreue außerdem ehrenamtlich immer wieder Hunde der Tierfreunde Niederbayern. Seit 2016 bin ich außerdem Repräsentant für Eddie's Wheels® aus USA und betreue seitdem für den deutschsprachigen Teil Europas Beratung, Verkauf und Import der konzeptionell durchdachtesten Hunde-Rollwägen auf dem Markt.
Beruflich war all dies ein absoluter Quereinstieg, verfügte ich doch als Sozialwissenschaftler und EDV’ ler über keinerlei human- oder tiermedizinische Vorbelastung.

Doch ein oder mehrere Hunde waren mein Leben lang an meiner Seite gewesen. Die Boxer Tello und Johnny während Kindheit und Jugend, später der Labrador-Mix Joey, mein Partner in der offenen Hundeschule München-Kapuzinerhölzl, Balou der Briard, Schäferhündinnen Jessy und Gipsy, Pyrenäenberghund Fenja und schließlich Rover, der zugelaufene Streuner.

Mit einigen konnte ich mir schon frühzeitig als Amateur und Laie erste Kenntnisse der Hundekrankengymnastik aneignen. Zunächst Boxer Johnny, dem ich nach einer schweren Knieoperation wieder „auf die Beine“ und zu gewohnter Sprungkraft verhalf. Bei Fenja der Pyrenäenhündin, vermochte ich die HD-bedingten Beschwerden zumindest zu lindern.

Die entscheidende Rolle spielte allerdings Rover, dessen Geschichte wert ist, erzählt zu werden:













Wir lebten damals in Frankreich auf dem Land, und eines Tages stand auf drei Beinen ein heruntergekommener Straßenköter vor unserer Tür – den linken Hinterlauf hielt er steif nach hinten gestreckt. „Ich will nicht stören, aber ich möchte gerne hier bleiben“ schienen seine Augen zu sagen. Schnell fasste er Vertrauen zu uns und den anderen Hunden, und nach ein paar Tagen bereits ging es zum Tierarzt. Begleitet vom Unverständnis der pragmatischen Dörfler: „Zu teuer, der Hund ist kaputt, ich habe ein Gewehr, ich erlöse ihn für Euch“ usw...
Die Röntgen-Diagnose zeigte dann einen etwa drei Monate alten, verschoben zusammengewachsenen und verknorpelten Oberschenkelbruch. Der Hund lebte also bereits ein viertel Jahr auf und von der Straße. Vermutlich vom Auto angefahren. Also: Operation.

Alles lief prima, der Bruch wurde gerichtet, mit einer Stahlschiene verschraubt und verheilte einwandfrei. Nur: Rover lief und rannte weiterhin mit nur drei Beinen, das operierte Bein gerade nach hinten gestreckt und im Sitz oder Platz irgendwie zur Seite geklappt. Der Hund hatte nach der langen Zeit einfach vergessen, dass er vier Gliedmaßen hatte! Er musste den Einsatz aller vier Beine und Pfoten erst von Grund auf wieder lernen und üben.
So war Rover gewissermaßen mein erster richtiger Patient und sogar Lehrer. Denn er zeigte durch seine Reaktionen und Fortschritte, was ich trotz damals noch fehlender Ausbildung instinktiv richtig machte. Bewusstmachen des lahmen Beins durch Zeigen der Pfote und damit an die Nase stupsen, kneifen zwischen den Ballen, Massage, passiv Bewegen, Gangübungen an der Leine, später Lauftraining. Der Erfolg hat mich selbst überwältigt. Rover wurde so gesund und bewegungsfreudig wie ein Hund nur sein kann und war uns noch viele Jahre ein treues Familienmitglied und guter Freund und versah mit großem Ernst Ziehvaterfunktion an der kleinen Fenja.

Letzten Endes verdanke ich also ihm meinen Weg zur eigenen Praxis für Hundephysiotherapie, in der ich hoffentlich vielen Hunden genauso helfen kann.

Absolvierte Fortbildungen:

1. (2013) - "Lahmheitsdiagnostik und Gangbildanalyse" Referentin: Dr.med.vet. MIMA HOHMANN, Leipzig, Autorin des Buches "Physiotherapie in der Kleintierpraxis"

2. (2013) - "Dorn-Therapie und Breussmassage zur Wirbelsäulen- und Bandscheibenbehandlung" Referentin: SUSANNE SCHMITT, Dorn-Therapiezentrum für Hunde, Köln.

3. (2014) - "Physiotherapie beim geriatrischen Patienten" Referentin: Dr. SABINE MAI, Fachtierärztin für Physiotherapie und Rehabilitation, Autorin des Fachbuchs „Physiotherapie und Bewegungstraining für Hunde“.

4. (2015) - "Moderne Medizinische Akupunktur" Referentin: Dr. SABINE MAI.